Camilla hat ihre beiden Töchter mit schnellen, interventionslosen und wie sie selbst beschreibt quasi traumhaften Geburten zur Welt gebracht. Auf die Geburt ihrer ersten Tochter hat sie sich mit viel Motivation und Liebe vorbereitet – ihre Erfahrungen teilt sie nun mit uns in ihrem Buch „Der Weg zu einer unkomplizierten Geburt“. Aus dem sie nun für uns diesen Blogbeitrag verfasst hat.
Die Louwen Ernährung für eine schnelle, schmerzarme Geburt
In Deutschland mittlerweile sehr bekannt ist die so genannte Louwen-Diät. Durch eine Freundin erfuhr ich am Anfang meiner Schwangerschaft von Prof. Dr. Dr. h. c. Frank Louwen aus Frankfurt und seiner Theorie einer schnelleren und schmerzärmeren Geburt. Basis hierfür ist eine gute Ernährung und nicht wie fälschlicherweise bei dem Wort „Diät“ angenommen der Verzicht auf das Essen. Ganz im Gegenteil, es soll und kann viel gegessen werden, nur Weizen und Zucker werden komplett gemieden. Wenn das Baby bereit ist zu kommen, schüttet es das Hormon Prostaglandin aus, das an den Rezeptoren der Mutter andockt, diese mit der Ausschüttung des Hormons Oxytocin antworten und die Wehen in Gang setzen. Die Rezeptoren werden allerdings auch von Weizen und Zucker „besetzt“. Gerade in den letzten zwanzig Jahren kommt es durch die heutige Ernährung mit vielen kurzkettigen Kohlenhydraten, stark weizen- und zuckerhaltig, häufiger zum Übertragen. Es fehlt der natürliche Austausch an Hormonen, um die Geburt in Gang zu bringen. Die Wirksamkeit der Hormone wird behindert und die Geburt beginnt nicht um den errechneten Termin. Meist wird dann eingeleitet, indem künstliches Oxytocin verabreicht wird und so die erste Intervention zur nächsten führt. Die oft zu hoch dosierten Medikamente führen zu schnell stark ansteigenden Wehenschmerzen und dem Wunsch der Gebärenden nach einer PDA. Diese kann am Ende zur Notwendigkeit einer Saugglocke führen, da in der Austreibungsphase die benötigten Muskelpartien nicht mehr zielgenau angesteuert werden können und so weiter und sofort.
Auswirkung von Weizen auf den Insulinspiegel
Stelle Deinen Körper in den Wochen vor der Geburt um, sodass dieses natürliche Frage- und Antwortspiel zwischen Mutter und Kind nicht gestört wird. Dr. Louwen empfiehlt bereits in der 35. Schwangerschaftswoche (SSW) damit zu beginnen. Es ist zugegebenermaßen nicht ganz leicht, lohnt sich aber auf jeden Fall, denn ich konnte zahlreiche positive Aspekte wie eine schnelle Eröffnungsphase, sehr wirksame Wehen, noch mehr Energie für das dritte Trimester und eine unheimlich schnelle Regeneration des Körpers nach der Schwangerschaft feststellen. Bei einer „schlechten“ stark weizen- und zuckerhaltigen Ernährung ist zudem der Insulinspiegel ständig erhöht. Insulin blockiert nicht nur die Rezeptoren, es verhindert sogar deren Aufbau. Dem Prostaglandin wird dabei nicht nur die Förderung der Wehentätigkeit nachgesagt, sondern auch eine schmerzlindernde Wirkung. Ein Verzicht auf Weizen und Zucker, eine Konzentration auf langkettige Kohlenhydrate und maximal fruchteigener Zucker wirken dabei wahre Wunder. Prof. Dr. Dr. h. c. Frank Louwen leitet die Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Johann-Wolfgang-Goethe Universitätsklinik in Frankfurt am Main und füllt regelmäßig Hörsäle. Für einen fundierten Einblick in seine wissenschaftlichen Ergebnisse empfehle ich, einen Vortrag von ihm zu besuchen.
Mache Dir Deinen Weizenkonsum bewusst
Wir sind tagtäglich überall von Weizen umgeben, dem pharmakologische und psychoaktive Eigenschaften zugesagt werden, die süchtig machen und einen Verzicht erschweren, da es zu körperlichen Entzugserscheinungen in Form von schlechter Laune oder Leistungsabfall kommt. Meistens sind gerade die Teilchen, die man sich auf dem Weg zur Arbeit oder nach dem Sport beim Bäcker holt, eine ganz schlechte Kombination aus Weizen und Zucker. Wenn Du auf Lebensmittelverpackungen die Inhalts- und Zusatzstoffe durchliest, wirst Du mit Schrecken feststellen, dass in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln Weizen zu finden ist. Es ist mit Sicherheit nicht einfach darauf zu verzichten, aber wenn Du Dir bewusst machst, wie viel Weizen Du täglich konsumierst, hast Du schon den ersten Schritt gemacht, eine gesündere Art zu essen in Dein Leben zu integrieren. Nach dem Konsum von Weizen schnellt der Blutzuckerspiegel nach oben und flacht wieder ab, bis wir wieder zuführen. Das geht oft mit schlechter Stimmung einher.
Der glykämische Index als Orientierungshilfe
Um den Insulinspiegel unten zu halten und das Gehirn über einen längeren Zeitraum konstant zufriedenzustellen, kann man sich ganz einfach am glykämischen Index orientieren. Neben den positiven Auswirkungen auf die Geburt schafft diese zucker- und weizenreduzierte, niedrig-glykämische Ernährung auch ein langfristigeres Sättigungsgefühl, mehr Energie im Alltag aufgrund von effektiverer Nahrungsaufnahme im Darm und eine verbesserte Verdauung. Die sogenannte Glyx-Diät bekam vor ein paar Jahren viel mediale Aufmerksamkeit. Ich habe mir dafür ein Glyx-Diät-Kochbuch gekauft und so jeden Tag Inspirationen für Essen mit „guten“ Kohlenhydraten parat gehabt. Der heute turbohochgezüchtete Weizen und größte Lieferant für Kohlenhydrate, hat mit dem vor etwa 7000 Jahren in Mesopotamien angebautem ′′Urweizen′′ nichts mehr zu tun, sondern enthält noch mehr Gluten und ist viel unverträglicher für die meisten Menschen. Im gut sortierten Fachhandel findet man Produkte mit Emmer, sogenannter „Urweizen“, die immer herkömmlichen Weizenprodukten vorzuziehen sind. Noch besser ist es aber, vollständig auf Weizen zu verzichten, was ja gerade auch bei Schwangerschaftsdiabetes empfehlendwert ist.
Spaß an der neuen Ernährungsweise finden
Gerade im Mutterschutz, wenn etwas mehr Zeit ist, macht es auch Spaß, sich ausgiebig mit Lebensmitteln und deren Zusammensetzung auseinanderzusetzen und eine neue Küche auszuprobieren. Für viele Frauen beginnt mit der Schwangerschaft und dem Mutterwerden ohnehin ein bewussteres Leben. Nutze diesen Moment der Veränderung in Deinem Leben, um noch mehr für Deinen Körper zu tun. Von dieser Umstellung profitiert nicht nur Dein Baby, sondern die ganze Familie. Völlig weizenfreie Lebensmittel wie Milch, Obst, Joghurt, Fleisch, Gemüse, Nüsse, frischer Fisch etc. dürfen unbedenklich gegessen werden. Zusätzlich zum Weizen soll auch raffinierter, einfacher Zucker sechs bis acht Wochen vor der Geburt vom Speiseplan gestrichen werden. Louwen empfiehlt auch, auf Fruchtzucker und vor allem Honig komplett zu verzichten. Du wirst schnell feststellen, dass auch Dinkelnudeln, Kaffee ohne Zucker, Gerichte auf Eiweißbasis und Müsli mit Kokosflocken, Cashewnüssen und Joghurt unglaublich lecker sind und es überhaupt nicht schwerfällt, sich gesund und weizen- bzw. zuckerfrei zu ernähren!
Die Vorteile der Louwen Ernährung auf die Zeit nach der Geburt
Außer bei der schnellen Eröffnung, Geburt und Nachgeburt habe ich auch im Wochenbett gemerkt, wie positiv sich die Ernährungsumstellung auswirkt. Bereits fünf Tage nach der Entbindung war mein Bauch fast weg. Die Haut hing noch etwas, doch meine Figur war wiederhergestellt. Die Regeneration nach der Geburt scheint also auch durch die richtige Ernährung am Ende der Schwangerschaft gefördert zu werden. Und natürlich habe ich im ersten und zweiten Trimester geschlemmt. Gläserweise Nutella, Butterbrote, Spaghetti und Lasagne gegessen. In den Wochen nach der Geburt wirst Du vielleicht erkennen, wie Weizenprodukte eine Art Rauschzustand auslösen können, wenn sie länger nicht konsumiert wurden. Exorphine werden im Belohnungszentrum des Gehirns gebildet und so wirst Du Dein erstes Croissant oder die erste Butterbrezel mit allen Sinnen erleben können. Und wenn es Dir in den letzten Wochen der Schwangerschaft mal schwer fällt, verliere nicht Dein Ziel einer interventionslosen, raschen Traumgeburt aus den Augen.
Aus: Camilla Maria Ditting: „Der Weg zu einer unkomplizierten Geburt – erschienen als Kindle eBook (6,99 €) und als Taschenbuch (9,99 €). Du kannst es unter folgendem Link bestellen.