Hausgeburt trotz Schwangerschaftsdiabetes

Hausgeburt trotz Schwangerschaftsdiabetes

Insulin vermeiden!

Meine Schwangerschaft war nicht ganz leicht: die ersten Wochen quälte mich endlose Übelkeit und
ich fühlte mich matt und müde. Meine Tage verbrachte ich im Bett. Ab Woche 18 wurde es dann
besser. Doch leider kam recht kurz danach die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes.
Da ich schon von Beginn an eine Hausgeburt mir gewünscht hatte, war für mich klar: Insulin
vermeiden! Sonst ist es aus mit der Hausgeburt.
Also ernährte ich mich streng diätisch und ging jeden Tag lange Spaziergänge. Mindestens eineinhalb
Stunden täglich. Nach dem Frühstück, um die hohen Zuckerspitzen am Morgen zu umgehen und
abends, um den Nüchternwert zu senken. Und so schaffte ich es:

Die Hausgeburt durfte kommen
Samstagnachmittag verbrachte ich noch einen langen Spaziergang im Wald mit einer Freundin,
deren Baby gerade fünf Monate alt ist.
Abends merkte ich dann, dass ich mich irgendwie unwohl fühlte. Und ging mit Wärmflasche ins Bett.
Für meinen Kopf suchte ich mir einen feel-good Movie heraus. „Ich bin dann mal weg“. Der Film hat
mich immer wieder zum Weinen gebracht, hat aber total gutgetan.
Die Nacht war dann sehr unruhig. Ich hatte immer mal ein Ziehen und irgendwie undefinierbares
Bauchgegrummel.
Morgens um sechs war ich dann wach. Und hatte das Gefühl: da ist was komisch. Und dann kam das
Gefühl: oho da unten wird es feucht.
Also ab aufs Klo. Und auf halben Weg lief mir schon das Feuchtwasser an den Beinen hinab.
Es war so wie Hebamme es beschrieben hatte: rosa und roch leicht süßlich.
Ich ging rüber zu meinem Mann, der schon im Arbeitszimmer saß, klopte an und sagte: meine
Fruchtblase ist soeben geplatzt.
Sein Gesicht war herrlich! irgendwas zwischen geschockt, Panik und „oh je mine“.
Mit dem Blasensprung setzten dann auch die Wehen ein. Ich nenne sie lieber Wellen, aus dem
Hypnobirthing. Das ist ein schöneres Wort, finde ich. Es suggeriert, dass Schmerzen nicht zwingend
unter Geburt empfunden werden müssen. Intensive Wahrnehmung ja… aber ich für meine
Erfahrung würde sagen: die Spitzen der Wellen waren schon knackig.
Nachmittags kam die Hebamme nach uns gucken. Alles noch recht entspannt. Ich konnte mittags
sogar noch kochen und essen.
Und abends aß ich die vorbereitete Geburtssuppe.

Das erste Mal Kartoffeln seit der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes

Richtig „los“ ging es allerdings erst so nach 12 Stunden ab Blasensprung. Also gegen abends um
22.00 wurde es sehr intensiv.
Mein Mann machte mir das Planschbecken bereit, mit Ottern, Seesternen und Quallen – ein
günstiger Geburtspool. Es tat sehr gut um Wasser die Wellen zu veratmen.
Ich wünschte mir dann auch, dass sie Hebamme käme. Herztöne messen und einfach da sein. Das
machte sie auch. Es war für mich ein gutes Gefühl sie vor Ort zu wissen.
Während ich die Wellen veratmete – ich war im Pool und hängte mich bei den Wellen in das Tuch,
das wir an der Decke aufgehängt hatte. Gegen vier Uhr nachts, auf der Toilette setzten die
Presswehen ein. So ein Unterschied! Plötzlich musste ich richtig mittönen. Ich setzte meine Stimme
ganz intuitiv ein. Wenn eine Welle kam, bei der ich mitdrücken musste (das Gefühl war sofort da –
ich konnte es gar nicht ändern), tönte ich laut mit und konnte dadurch den Schmerz ableiten. So kam
ich richtig gut durch die Wellen. Wir riefen die zweite Hebamme. Und die erste Hebamme meinte:
na, ob die Kleine nicht schon vor ihr da ist…? Naja, dem war dann nicht so. Ich hatte 5 Stunden lang
Presswehen. Die Kleine hatte die Nabelschnur um den Hals und rutschte immer wieder nach unten.
Die beiden Hebammen schauten immer wieder nach den Herztönen- alles super. Und hilfen in
verschiedene Positionen. Schlussendlich lag ich seitlich links auf dem Bett und die Hebammen
stemmten sich gegen mein rechtes Bein und mein Mann gegen meine Hände. Der Kopf wurde
geboren. Stückchen für Stückchen. Dann noch einmal mitschieben und der Körper war da. Dann lag
meine Tochter in meinen Armen. Ich konnte es nicht fassen.


Verlegung ins Klinikum

Nach etwa einer Stunde kuscheln sollte sich nochmal was wegen der Plazenta tun. Leider wollte die
nicht so, wie wir es wollten. Und die Hebammen gaben mir Oxytocin. Leider hilf auch das nicht. Und
so war die Entscheidung sehr schnell gefallen, dass ich doch verlegt werden sollte ins Klinikum. Mein
Blutverlust wurde immer größer. Und es war dann doch Eile angesagt. Am Ende sogar mit
Blauchlicht. Im KH wurde dann die Plazenta unter Vollnarkose von „Hand“ herausgeholt. Alles ging
gut. Nach zwei Tagen Klinikum und zwei Bluttransfusionen konnte ich wieder nach Hause. Leider
waren meine Kleine und ich während dieser 48 Stunden getrennt, weil ich so super schwach auf den
Beinen war. Und mein Mann alleine mit ihr Zuhause etwas überfordert. Unser Stillstart war somit
etwas schwieriger, da die Kleine zuerst das Fingerfeeding kennenlernte. Aber nach zwei schlaflosen
Nächten und viel, viel Anlegen klappt das Stillen inzwischen super gut!
Trotz dem Nabelschnur um den Hals und dem Schwangerschaftsdiabetes bekam unsere Kleine den
APGAR Score 8 und 10 und nochmal 10. Ihre Zuckerwerte waren nach Geburt super! Ich bin ganz
stolz auf uns. Wir haben so dafür gekämpft eine Hausgeburt zu bekommen und sie nicht diabetisch
auf f due Welt zu bekommen. Bei einer Länge von 54cm wog sie zur Geburt 3520g. Ein super
Gewicht.

Nüchternwerte sind noch etwas durchwachsen

Meine eigenen Werte habe ich mittlerweile getestet. Die Nüchternwerte sind noch etwas
durchwachsen, aber im Normbereich. Und die Werte nach dem Essen unproblematisch. Durch den
Schlafmangel am Anfang des Wochenbetts und dem Stillen können sich die Werte aber auch noch
bessern. Daher bin ich gerade ganz entspannt, was das angeht.
Jetzt erst mal die Zeit mit meiner Tochter genießen.

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