Vorsicht, süße Fallen
Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass mir die Ernährungsumstellung leicht gefallen ist. Zum einen bin ich in viele Fallen getappt, weil ich Dinge gegessen haben bei denen ich niemals so viel Zucker erwartet hätte, wie beispielsweise eine Laugenbrezel. Zum anderen konnte ich mich nur schwer damit abfinden nicht weiterhin mit der besten Ausrede der Welt, nämlich schwanger zu sein, unbekümmert zu schlemmen. Wie unfair ist das denn bitte? Außerdem war Sommer, überall gab es Eis, Obst und andere süße Sünden. Natürlich wussten auch nicht alle direkt über meinen Diabetes Bescheid und brachten der Schwangeren ein gut gemeintes Stück Kuchen oder andere Süßigkeiten mit. Um gerade solche Situationen zu vermeiden, ist es natürlich ratsam, sein Umfeld schnellstmöglich zu informieren, sonst kann es ganz schön schwer fallen, all die Leckereien ausschlagen zu müssen. Außerdem war es nicht nur für mich sondern auch für mein Umfeld schwierig einzuschätzen, was denn ich denn nun essen darf und was nicht. Wenn man sich gar nicht auskennt ist es sehr überraschend, dass man nun neben den offensichtlich süßen Lebensmitteln auch auf Pizza, Pasta und Brot verzichten soll, zumindest wenn es sie aus Weizen hergestellt sind. Offen gestanden habe ich bei vielen Lebensmitteln erst am Ende der Schwangerschaft begriffen, dass ich sie nicht zwangsläufig weglassen muss, sondern ganz unbekümmert auf anderen Varianten zurückgreifen kann, wie Buchweizenpizza, Erbsenpasta und Proteinkuchen. Oder dass ein Stück süßes Obst, wenn es mit Quark oder Naturjoghurt kombiniert wird, nicht gleich die Zuckerwerte in die Höhe schnellen lässt.
Hunger, mein ständiger Begleiter
In den ersten Tagen allerdings, war ich damit beschäftigt, mich selbst zu bemitleiden und kämpfte mit einem ständigen Hungergefühl, weil ich nicht wusste, wie ich mich gut und vollwertig satt esse, ohne eine Stunde nach dem Essen Zuckerwerte über 140 zu haben, oder direkt wieder einen knurrenden Magen. Das hier sind übrigens die Werte, nach denen ich mich richten sollte: Nüchternwert am Morgen unter 90 mg/dl (5,0 mmol/l) und eine Stunde nach jedem Essen weniger als 140 mg/dl (7,7 mmol/l). Manchmal war ich wirklich sehr überrascht, wenn meine Werte über 140 waren, obwohl ich dachte, etwas “leichtes” gegessen zu haben, das doch gar nicht so sehr ins Gewicht fallen kann. Ich denke hier an Kartoffelsalat oder Spargel. Auch ein Limettenwasser am Morgen hat mich zu meinem großen Entsetzen mal über 160 mg/dl katapultiert. Wichtig ist, sich von solchen Ausrutschern keinesfalls demotivieren zu lassen und sich im Idealfall schnell ein bisschen zu bewegen, um die Werte zu senken. Wie in meinem vorherigen Beitrag erwähnt, musste ich in der ersten Phase nach der Diabetes Diagnose viermal am Tag meine Werte messen. Das war zwar sehr nervig, aber half mir mich zu orientieren und ein besseres Gefühl für die erlaubten Lebensmittel und insbesondere auch deren Menge zu bekommen.
Vorsicht, Ketose
Ketone sind, vereinfacht gesagt Abfallprodukte, die beim Abbau von Fettzellen des Körpers entstehen. Um nicht in die Ketose zu fallen, sollte ich zusätzlich darauf achten, dass ich ausreichend Kohlenhydrate zu mir nehme, was manchmal gar nicht so einfach war, denn hier musste ich einen guten Mittelweg finden. Habe ich es mit den Kohlenhydraten übertrieben, waren die Werte direkt über 140. Den Ketosewert habe ich allmorgendlich mit einem Urinstick gemessen, bei diesem war es wichtig, dass das Testfeld möglichst hell bleibt. Mehr zum Thema Ketose und dem Thema Gewichtsabnahme in der Schwangerschaft findest Du in der Rubrik Diabetes.
Gute Freunde und Disziplin
Was mir definitiv geholfen hat, waren die Gespräche darüber, welche Snacks erlaubt sind sowie die selbstgekochten Mahlzeiten meiner Familie und Freunde. Rückblickend muss ich wirklich sagen, dass ich, wäre ich besser informiert gewesen, leichter durch die Zeit gekommen wäre, insbesondere die Anfängliche. Im Laufe der Zeit habe ich habe ich nicht nur gelernt, die Zuckerwerte sehr gut in den Griff zu bekommen, sondern auch viele neue Lebensmittel kennengelernt, die ich auch heute noch gerne esse und festgestellt, dass ich sehr diszipliniert sein kann, worauf ich sehr stolz bin. Ehrlicherweise ist es mit der Disziplin in diesem Falle aber auch sehr einfach, da man als angehende Mama ja auch alles dafür gibt, dass es dem Baby gut geht und es sich bestmöglich entwickeln kann.
Topfit im letzten Drittel der Schwangerschaft
Einen weiteren positiven Aspekt meines Zuckerverzichts möchte ich hier auch nicht unerwähnt lassen: ich war selbst im zehnten Monat noch topfit, hatte eine super Haut und kaum zusätzliche Fettpolster, da es zu keiner übermäßigen Gewichtszunahme kam. Diabetologen empfehlen 30 Minuten moderaten Sport am Tag, um den Blutzuckerspiegel gesenkt zu halten. Insbesondere wenn man doch mal etwas gegessen hat, was die Werte über 140 treibt, kann man die diese mit etwas Bewegung sehr effektiv reduzieren. Sportlich zu bleiben und eine gute Kondition aufrecht zu erhalten ist natürlich auch in Vorbereitung auf die Geburt sehr ratsam und lohnt sich daher doppelt. Ich habe bis zuletzt Yoga gemacht, etwas Aerobic und ausgedehnte Spaziergänge. Um ehrlich zu sein habe ich mich noch nie so wohl in meinem Körper gefühlt wie am Ende der Schwangerschaft. Ich war stolz auf meinen runden Bauch und so voller Vorfreude mein Baby bald endlich in den Armen zu halten.